Langfingern Paroli bieten

Infoabend rund um Einbruchschutz

Dankersen ist mit seinem teils dörflich-familiären Charakter keineswegs Klein-Chicago. Dennoch macht auch hier das Verbrechen nicht halt. So sorgten gerade in letzter Zeit Autoaufbrüche und potentielle Langfinger auf Erkundungstour durch die Wohngebiete für Ärger und Unbehagen unter der Bevölkerung des Mindener Ortsteils. Grund genug für den Verein Haus und Grund Dankersen gemeinsam mit Ortsbürgermeisterin Renate Schermer am 9. Januar zu einem Infoabend rund um Einbruchschutz in die Alte Turnhalle an der Olafstraße einzuladen.

Sören Anderson, Fachberater Sicherheitstechnik beim Kriminalkommissariat Kriminalprävention und Opferschutz der Kreispolizeibehörde

Die  Einbruchszahlen im Kreisgebiet rückte Sören Anderson, Fachberater Sicherheitstechnik beim Kriminalkommissariat Kriminalprävention und Opferschutz der Kreispolizeibehörde in den Mittelpunkt. Er sprach von durchschnittlich 200 bis 230 Einbrüchen in Wohnungen und Häuser jährlich im Verlauf der letzten Jahre einschließlich 2023. Erbeutet wurden pro Einbruch im privaten Wohnbereich durchschnittlich 200 bis 230 Euro reines Diebesgut. „60 Prozent der Täter stammen aus dem Umfeld und kennen sich mit den Gegebenheiten aus“, so der Fachmann. Die Aufklärungsquote bei erfolgreichen Diebstählen liege bei rund 15 Prozent.

Eingebrochen wurde in mehr als 60 Prozent der Fälle im privaten Bereich über leicht erreichbare Fenster und nicht wirksam gesicherte Wohnungs- bzw. Fenstertüren. „Mit diesen Schwachpunkten, die das Aufhebeln leicht machen, liegen wir im Kreis ganz im Trend der bundesweiten Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS)“, ergänzte Anderson. Gefragt sei ein gezieltes Zusammenspiel von richtigem Verhalten der Bewohner und deren Nachbarn sowie eine bedarfsgerechte Sicherheitstechnik. Dass Präventionsmaßnahmen wirken belege der im Vergleich zu anderen Delikten hohe Versuchsanteil beim Wohnungs- und Hauseinbruch: Laut Statistik 2023 blieben fast 50 Prozent der Einbrüche im Versuchsstadium stecken.

Unter einem ersten Aspekt ging Anderson auf Sicherheitsbewusstes Verhalten ein. So sollten selbst bei kurzer Abwesenheit Haustüren abgeschlossen und Fenster sowie Balkon- und Terrassentüren niemals gekippt bleiben. Als Einladungen an Verbrecher könnten sich auch im Außenbereich versteckte Schlüssel auswirken. „Achtsamkeit gegenüber Fremden auf der eigenen Wohnanlage oder im Umfeld ist ebenfalls geboten“, betonte Sören Anderson. Beobachtet man verdächtige Personen sollte eine entsprechende Nachricht jedoch nicht über die sozialen Medien verbreitet werden. „Wählen Sie lieber die 110“, riet er.

Um potenziellen Eindringlingen Paroli zu bieten rückt im ersten Schritt die mechanische Grundsicherung von Fenstern und Türen in den Fokus. Einbruchshemmende Systeme können nach Auskunft des Fachmanns neuinstalliert oder nachgerüstet werden. „Das gilt für außenliegende wie innenliegende Vorrichtungen“, sagte Anderson. Für ein Mehr an Sicherheit sorgen außerdem Meldeanlagen, Videoüberwachungen oder Smart-Homesysteme. „Hightech ist jedoch durch ihre Abhängigkeit vom funktionierenden Internet leider leicht angreifbar“, gab der Mitarbeiter der polizeilichen Beratungsstelle zu Bedenken.

Ein prägnantes Beispiel im Bereich mechanischen Sicherung sind geprüfte einbruchshemmende Außentüren und Fenster nach DIN EN 1627, die mindestens der Widerstandsklasse (RC) 2 (Früher (WK) 2) entsprechen. „Sind Eingangstüren damit ausgerüstet ist sichergestellt, dass Türblatt, Zarge, Schloss und Beschlag für mindestens drei Minuten keine Schwachstelle zeigen und der Einbruch somit meist verhindert werden kann“, führte Sören Anderson aus. Türen wie Fenster nach (RC) 2 seien somit ein recht verlässliches Mittel der Prävention im privaten Wohnbereich.

Jörg Reichhardt, Geschäftsführer der Mindener Schlosserei Reichhardt stellt sein selbstentwickeltes Gitter für Kellerfenster vor

Einer praxisgerechten Einbruchsprüfung auf dem Weg zur Widerstandsklasse (RC) 2 hat Jörg Reichhardt, Geschäftsführer der Mindener Schlosserei Reichhardt sein selbstentwickeltes Gitter für Kellerfenster unterworfen. „Von der statischen über die dynamische bis zur manuellen Prüfung hat ein Fachinstitut in Rosenheim die Einbruchssicherheit des  Produktes geprüft“, so Reichhardt. Resultat: Das für Verbraucher als eine Art Kastensystem erhältliche Schutzgitter hat den umfangreichen Test bestanden und ist nun nach (RC) 2 zertifiziert.

Hans-Joachim Sachs, Geschäftsführer von Kaiser & Knake (r) und Gerrit Saak vom Verein Haus und Grund Dankersen (l)

Hans-Joachim Sachs, Geschäftsführer von Kaiser & Knake stellte Sicherheitstüren im betrieblichen wie privaten Bereich als Tätigkeitsschwerpunkt seines Unternehmens vor. Schließzylinder als zentraler Bestandteil kooperierten mit Außen und Innen abschraubbaren Beschlägen der Schutzklassen ES1 bzw. ES2.

Abschließend widmete sich Stefan Kynast, Fachkraft für Arbeitssicherheit beim Wittekindshof dem Thema Datenschutz bei Videoüberwachungssystemen. „Alles, was nicht zum eigenen Grundstück gehört, sollte gepixelt und damit nicht erkennbar gemacht werden“, erläuterte Kynast. Ob eine Videokamera vorhanden ist, müsse auf einem Privatgrundstück nicht per Schild sichtbar gemacht werden. Eine solche Vorrichtung könne jedoch als Abschreckung dienen. Schließlich wies der Referent auf Datenspeicherung für maximal 72 Stunden hin.

„Wir beraten Sie unabhängig und kostenlos, wenn es um bedarfsgerechte Sicherheitsmaßnahmen und präventives Verhalten geht, auch bei Ihnen zu Hause“, sagte Anderson stellvertretend für kriminalpolizeiliche Beratungsstelle der Kreispolizeibehörde. Informationen über Maßnahmen und regionale Fachbetriebe finden Interessenten unter www.zuhause-sicher.de, www.polizei-nrw.de oder www.k-einbruch.de.

 

Text/Fotos: Sabine Otterbeck