Steckbrief Mühlenwerke Stahlhut
Ort des Gewerbes
Straße und Hausnummer |
Dankersen, Piwitt 1
Nach 1972: Bodestr. 1 |
Art des Gewerbes
Gewerbe-/Firmenbezeichnung |
Getreidemüllerei und Futtermittelhandel
Mühlenwerke Karl Stahlhut Dankersen |
Besitzer / Betreiber
Herkunft, Qualifikation(en), Pächter ? Eigentümer des Betriebshauses |
Heinrich Stohlmann (1805 – 1872, er war Tischler und Zimmermann) begonnen mit einer Dampfmaschine, um Holzstämme zu sägen, später begann er das „Müllern“
Sohn Karl Stohlmann (1841 – 1894) führte den Betrieb fort, bis er 1888 von Christian Stahlhut (1860 – 1928) erworben wurde. Dieser heiratete 1895 die Tochter von Karl Stohlmann. Fam. Stahlhut hatte bislang die Tischlerei an der Kirche (später Carl Koch) betrieben Vater Wilhelm Stahlhut (1832 – 1914) war Tischler und Drechsler. Er war beteiligt am Bau von Kanzel und den Altar der Dankerser Kirche „St. Peter und Paul“. Karl Stahlhut (1907 – 1976) entwickelte den Betrieb zu den Mühlenwerken Stahlhut. Nachfolger Manfred Stahlhut (Jahrg. 1933) als Eigentümer ab 1972 verpachtete die Siloanlage bis 1993 an den Landbund Minden. |
Jahr des Entstehens
Entwicklung zum Betrieb |
1835 als Sägewerk und Drescherei. Entwicklung zum Getreide- und Futtermittelhandel und Mühle für durchgehende Roggen- und Weizenvermahlung. Der Antrieb der Mühle erfolgte durch eine Dampf-maschine, später durch einen MAN-Sauggasmotor, ab 1943 elektrisch. |
Was wurde hergestellt?
Industrie / Handwerk |
Weizen- und Roggenmehle und Backschrot zur Brotherstellung und Futtermittel. |
Was wurde verkauft?
Handel / Herkunft der Produkte |
Ankauf von Getreide aus der Landwirtschaft, Handel mit ca. 1/4 Importgetreide aus qualitativen Gründen aus dem Inland und aus Übersee. Auch Ankauf und Verkauf von Futtermitteln. |
Wohin wurde verkauft geliefert? | Kreis Minden-Lübbecke. Das Mehl wurde durch die Fa. Stahlhut zu den einzelnen Bäckereien im Kreisgebiet ausgeliefert. Nach Schließungen vieler kleiner Bäckereien wurde der Verkauf von Mehl an Brotfabriken im gesamten norddeutschen Raum erweitert und vorzugsweise in loser Form im Silo Zug geliefert.
Futtermittel wurden an Landwirte und Zwischenhändler verkauft. |
Anzahl, Herkunft der Mitarbeiter | Alle Mitarbeiter stammten aus Dankersen und näherer Umgebung. |
Standortveränderungen durch Umsiedlung / Expansion / Krieg | Ab 1957 Filiale in Nienburg, d.h. Getreide- und Mehllager und Fuhrunternehmen im Güternah- und Fernverkehr. |
Jahr der Auflösung / Schließung
Wirtschaftl. Gründe /Fehlen von Nachfolgern ? |
Schließung: 31.12.1972 durch negative wirtschaftliche Entwicklung in der Branche. Ein neues Mühlenstrukturgesetz und dessen Umsetzung verursachten zusätzlich Probleme, den Betrieb fortzuführen.
In den Folgejahren wurde das Mühlengebäude 20 Jahre lang als Silo durch den Landbund genutzt (Trocknen, Reinigen und Lagern des Getreides) Das Mühlengebäude wurde 1996 verkauft und vom Erwerber zu Wohn- und Bürozwecken umgebaut. Es entstanden 11 Wohnungen. (Einziges Hochhaus in Dankersen!) |
Bedeutung in Kriegszeiten
Kriegsschäden ? Folgen ? |
Es bestand die Verpflichtung, bestimmte Mengen Mehl an die Heeresbäckereien zu liefern. U.a. wurde auch die Heeresbäckerei Homeier an der unteren Bachstraße in Minden beliefert. Nach Abliefern des Mehls wurde Brot (Kommissbrot) für das Militär transportiert und ausgeliefert.
Gleichzeitig bestand die Verpflichtung, gequetschten Hafer für die Verpflegung der (Kriegs-)Pferde zu produzieren und anzuliefern. Ca. 1942 baute Karl Stahlhut auf dem Hofgrundstück einen Bunker aus Fertigbetonteilen der Fa. Fromme aus Nammen. Er ist 30m² groß und bot 42 Personen Raum und Schutz vor Luftangriffen im 2. Weltkrieg. Noch heute ist der Bunker vorhanden. |
Fotos | Diverse aus privatem Fotobestand |
Literatur (wesentliche Unterlagen), Meisterbrief, Verträge, Fotodokumentation | Meisterbrief nicht mehr vorhanden. Vermutlich wurde er beim Brand der Mühle im Jahr 1960 zerstört. |
Bedeutung des Gewerbes
im Kreisgebiet, außerhalb des Kreisgebietes |
Die Mühlenwerke Stahlhut war die maßgebliche Mühle für die Versorgung des Kreisgebietes Minden-Lübbecke. Versorgung von Brotfabriken im norddeutschen Raum. |
Mitarbeiter / Lehrlinge | Vor dem 2. Weltkrieg ca. 25 Mitarbeiter
Im 2. Weltkrieg ca. 11 Deutsche und 12 Kriegsgefangene und Deportierte aus Russland, Frankreich und Polen, zu denen noch heute private Kontakte bestehen. Nach dem Weltkrieg bis zum Brand 1960 gab es ca. 36 Mitarbeiter inkl. Lkw-Fahrer und weiteres Personal in der Zweigstelle Nienburg. Nach Wiederaufbau 1961 wurde nur noch Mehl mit weniger Personal produziert. Zum Betriebsschluss waren es 8 Mitarbeiter zuzüglich der Lkw-Fahrer im Güterfernverkehr. |
Individuelle Angaben
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Brand der Mühlenwerke am 27.August 1960.
Dabei wurde das gesamte Mühlengebäude völlig zerstört und wenig später abgerissen. Der Wiederaufbau des Rohbaus erfolgte in 9 Tagen im Betongleitbauverfahren auf 30 Metern Höhe. Die Leistungskapazität vor dem Brand entsprach durchschnittlich 25 t Weizen- und Roggenmehl, nach Wiederaufbau konnte die Kapazität auf 40 t Roggenmehl pro Tag erhöht werden. Das Weizenmehr wurde von Großmühlen zugekauft. Die höhere Auslastung war nur durch weitere Kontingentzukäufe möglich. 1966/1967 wurden für den Export große Mengen Mais zu Grieß verarbeitet, der importiert und wieder exportiert wurde. Dadurch wurde eine große Auslastung des Betriebes möglich. Der Umschlag erfolgte per Schiff ab Beerenbusch über den Mittellandkanal. |